Éphémère Enchainé (Wunderwandelwelt) in Bregenz
Das übergeordnete Thema ist der Kampf des Einzelnen, sich
selbst in der Vielfalt und Komplexität der Welt zu definieren,
der auf verschiedene Weise erzählt wird:
Eine Fiktion, die einen durchschnittlichen Mann mit wenig intellek-
tuellem Ehrgeiz zeigt, der in eine Detektivgeschichte gezogen wird
(Der Koffer).
Die Geschichte eines arroganten Managers (Bobok), der ein Opfer
mysteriöser Ereignisse wird, die ihn verrücktmachen und ihm die
Sinnlosigkeit von Positivismus und Leistung vorführen.
Erfundene Vorlesungen, die einen alternativen wissenschaftlichen
Zugang vorstellen (Professor Glaçon).
Und schließlich die echte Wirklichkeit: reale Geschichten, in denen
persönliche Entscheidungen herausgefordert werden.
Musik verbindet diese Geschichten: Vom üblichen Gedudel, das wir
lautstark in Supermärkten, Fahrstühlen und Radios hören bis zum
exklusiven Konzerterlebnis im Dunklen, von voraufgenommen bis
improvisiert ist sie eine andere Parallelwelt, der wir uns stellen.
Sie tröstet, verstärkt Gefühle und setzt eine Markierung in der Zeit,
die uns immer wieder an die Uhr unseres Lebens erinnert.
Sie kann visuell, historisch (mit gleichem Schicksal), geogra-
phisch etc. sein. Leben können Analogien über Jahrhunderte
hinweg haben.
Analogie ist keine intellektuelle und rationale Eigenschaft: Sie
muss ein Anhaltspunkt sein. Sie ist der einzige Beweis, der durch eine
spontane, freche Verbindung zwischen Objekten unter bestimmten
Umständen gegeben wird, welche die Logik verweigern würde. Das
bedeutsamste Wort ist »wie«, denn es verbindet durch Analogie.
»Wie« – sei es ausgesprochen oder nicht – ist das einzige Wort, das die
komplette Dimension unserer Vorstellungskraft offenbart. Das Wort
»wie« hält die Schlüssel zur höchsten Fügung.
Genauso ist »deshalb« das schrecklichste und abscheulichste
Wort, denn es meint eine logische Konsequenz. Deshalb –
mit seiner Kolonie von anmaßenden, arroganten, wahnhaf-
ten, verbissenen, nörglerischen, missmutigen, grantigen, schlauen,
schlampigen, düsteren Schlussfolgerungen.
Leidenschaftlich liebe ich alles, was den Fluch der Logik durch-
bricht und plötzlich wie eine Rakete davonfliegt. Ideen, Ereignisse,
Abenteuer, Bilder erleuchten das Leben mit so fruchtbaren Verhält-
nissen und Beziehungen. Diese magischen Verhältnisse eröffnen uns
eine neue und besondere Wahrnehmungsweise der Welt. Die Vision der
Welt, wie sie die ersten Menschen hatten. Leider zerfällt dieser flüchtige
Blick auf unser mögliches Leben sehr schnell. Aber dennoch: Er reicht
aus, um zu ermessen, wie unsere sozialen Wechselbeziehungen sind.
Analogie bietet uns die letzten Bruchstücke des zerbrochenen
Spiegels, der uns in der Welt reflektiert.Stellen wir uns zwei entfernte
Liebende vor. Ein Paar, einer träumt
vom anderen. Nun stellen wir uns
vor, dass beide dieselbe Musik
hören, zur selben Zeit, voneinander
entfernt.Was ist der Status dieser
Musik dann? Ist sie nicht ein
schweres, festes, dauerhaftes und
kompaktes Objekt, das eigenständig
in der Luft bleibt, fassbar?
Comments
Post a Comment